Klöppelkissen

Rolle –  Flachkissen –  Sonstige –  Ständer

Welches Klöppelkissen ist das richtige?


Rolle und Flachkissen haben jeweils besondere Vorzüge gegenüber dem anderen Modell; sie sind teilweise für die eine oder andere Art von Spitzen besser geeignet. Aber: zu einem großen Teil überschneiden sich die Anwendungsbereiche und es gibt Spezialformen und Hilfsmittel, die einzelne Nachteile aufheben. Im Folgenden werden einige Kissen und ihre Besonderheiten erklärt.

Man sollte bedenken, dass die Entscheidung für einen Kissentyp keine "fürs Leben" sein muss. Sehr viele Klöpplerinnen testen beide Systeme und arbeiten auch je nach Anforderung der Spitze oder je nach Laune mal auf dem einen und mal auf dem anderen Kissen.

Rolle

Vorteile der Rolle:
• lange Spitzen können geradezu endlos um die Rolle herum geklöppelt werden.
• Stärkeres Garn lässt sich gut verarbeiten, weil die hängenden Klöppel schon etwas Zug bieten.
• Fast nur auf der Rolle lässt sich Hohlspitze mit Echtmetallgarn arbeiten
• und auch Draht, der mehr Zug braucht als Garn, ist eher an der Rolle zu klöppeln.
• Auch geschlossene Teile sind möglich, wie z.B. Deckchen, Spitzen (mit eingearbeiteten Ecken) für Tücher, Kragen, Applikationen, Motive, Fächerblätter u.a. Hierbei ist ein Klöppelständer mit drehbarem Oberteil von Vorteil, weil man nicht nur in eine Richtung arbeitet.
• Für größere Arbeiten gibt es Klöppelkissen mit bis zu 60 cm Breite.

Probleme:
• Wegen des Gewichts der Klöppel sollte das Garn nicht zu dünn sein, es könnte reißen; allerdings gibt es auch spezielle leichte Klöppel.
• Es ist nicht ganz einfach, viele Paare auf dem Kissen so unterzubringen, dass sie nicht ständig sortiert werden müssen; die meisten Rollenklöpplerinnen bevorzugen Muster mit weniger Paaren oder der Möglichkeit, das Muster partieweise zu arbeiten. Man kann aber auch Klöppel zusammenbinden und übereinander schichten, wenn man sie in der Arbeit eine Zeitlang nicht braucht.
• Wenn Spitzen um eine Ecke geklöppelt werden (abgepasste Ecke, z. B. für Tischdecken), reicht oft die Breite des Kissens nicht aus, es muss dann umgesteckt werden. Auch dafür gibt es Hilfsmittel, um die Spitze mitsamt Brief, Nadeln und Klöppeln vom Kissen herunter zu heben und um 90° zu drehen.


Flachkissen

   flandrisches Kissen
Links: "Back", verschiebbare Einsätze in einem Rahmen. Rechts: leicht gewölbtes flandisches Kissen.

Vorteile des Flachkissens:
• Die Klöppel liegen auf dem Kissen und verdrehen sich nicht so leicht.
• Es ist besonders gut geeignet für Spitzen, die viele Klöppel erfordern
• und für sehr dünnes Garn; auch hier gibt es nochmal spezielle dünnere und leichtere Klöppel.
• Geschlossene Teile, wie Deckchen oder Motive, die in verschiedene Richtungen gearbeitet werden, lassen sich leichter arbeiten, weil man das Kissen nur in einer Ebene drehen muss und von allen Seiten arbeiten kann.
• Wenn man mit sehr vielen Paaren arbeitet, schichtet man sie mit Hilfe von Tüchern in mehreren Etagen auf.

Probleme:
• Man neigt dazu, Klöppel in die eine Richtung zu heben und in die andere zu rollen. Dadurch wird das Garn entweder auf- oder zugezwirnt. Es gibt spezielle Klöppel mit abgeflachtem Griff, die das Rollen verhindern.
• Ein Flachkissen ist zumeist eine Platte, entweder in der flandrischen Version: runde Holzplatte mit gewölbtem Oberteil und gefüllt mit Seegras, oder in der modernen preiswerten Version: eine Styrodurplatte mit Filzauflage und mit Stoff bezogen, bzw. gleich ganz aus Filz. Die Maße sind also begrenzt und Spitzenbänder würden häufiges Umstecken erfordern.
Für längere Spitzen gibt es Schiebekissen ("Schweizer Schiebekissen" oder "Back"): man arbeitet auf kleineren, quadratischen oder rechteckigen Kissen, die in einem größeren Rahmen verschoben und ausgetauscht werden können. Damit lassen sich auch Ecken leicht arbeiten. Eine Verbindung zwischen Rolle und Flachkissen finden Sie unten, beim Dänischen Klöppelkissen

Ein weiterer Unterschied ist die Haptik der Klöppel: Flachkissenklöppel werden quasi mit den Fingerspitzen bewegt, Hülsenklöppel liegen in der Hand.

Weitere Kissen

z. B. ein Flachkissen mit eingebauter Rolle oder ein spanisches Klöppelkissen, eine "Zigarre". 

   
In Dänemark, Schweden, auch in Frankreich und England löst man das Problem, auf einem Flachkissen lange Spitzen arbeiten zu können, indem man eine drehbare kleinere Rolle in ein Flachkissen einfügt. Die Klöppel liegen, aber die Rolle mit der Spitze kann weiter gedreht werden. 
Das spanische Klöppelkissen wird mit dem oberen Teil auf eine Stuhlkante aufgelegt und die Spitze wird senkrecht daran herunter geklöppelt. Hier ist häufigeres Umstecken erforderlich.

Für Klöppelkissen gilt: Es gibt nicht nur eine Unmenge unterschiedlicher Klöppel, sondern auch sehr viele unterschiedliche Klöppelkissen, geformt nach der benötigten Funktion oder auch der Tradition der jeweiligen Region. Es ist ein eigenes Sammelgebiet, wie das vom Deutschen Klöppelverband herausgegebene Buch von Hannelore Schulte ("Klöppel / Kissen / Ständer", erschienen 2002, leider nur noch antiquarisch erhältlich) zeigt.

Klöppelständer

Klöppeln kann eine sehr meditative und auch sehr intensive Beschäftigung sein. Darum ist es wichtig, dabei eine gute Haltung zu haben (Nacken und Schultern danken es). Man sollte das Klöppelkissen immer in eine Position bringen, in der es sich angenehm und ohne Haltungsprobleme arbeiten lässt. Sinnvoll ist ein höhenverstellbarer Klöppelständer und für Rollenklöpplerinnen auch: ein drehbares Oberteil. Flachkissen werden in der Regel ohnehin nur aufgelegt und können immer gedreht werden.


   Rollenständer          

Ständer für Rollen und Flachkissen